08. September 2023 ALB-DONAU-KREIS

„Unsere Stärke ist Vielfalt“

Der Kreisfeuerwehrverband wird 50 Jahre alt. Seine Vorsitzenden berichten, was den Verband dieser Tage bewegt – und was ihn auszeichnet.

Von Amrei Oellermann

https://mobile-npg-swp.s4p-iapps.com/pdf/published/company/162/pdfplace/3317/richmedia/731384/27/image/thumb/4219499195_a4bc49c3f9.IRSWPPROD_ILGDNX.jpg

Er ist ein Kind dreier Eltern: Am 10. März 1973 wurde in Blaubeuren als Folge der landesweiten Kreisreform der Kreisfeuerwehrverband Alb-Donau gegründet. In ihm fanden die Feuerwehren der bis dahin selbstständigen Kreisfeuerwehrverbände Ulm und Ehingen sowie mehrere Wehren des ehemaligen Kreisfeuerwehrverbands Münsingen eine neue Heimat. Im Jubiläumsjahr wird der Verband von Armin Eberhardt aus Beimerstetten, Christian Egger aus Langenau und Ralf Storf aus Griesingen geführt. Wir haben mit Eberhardt und Storf über Gegenwart und Zukunft gesprochen.

Das Thema Fachkräftemangel ist in aller Munde. Betrifft er auch die Feuerwehren in der Region, haben diese Nachwuchssorgen?

Ohne Jugend­feuerwehr hätten wir ein Problem. Ralf Storf stellv. Vorsitzender KFV Alb-Donau

Armin Eberhardt: Tatsächlich gar nicht. Wir haben zum Glück stabile Mitgliederzahlen mit sogar leicht steigender Tendenz – aktuell sind gut 5000 Aktive und etwas mehr als 1000 Jugendliche in unseren Feuerwehren aktiv.

Wie kommt das?

Eberhardt: Wir haben in unseren Städten und Gemeinden eine hervorragende Jugendarbeit mit tollen Betreuern. Das fängt mit der Brandschutzerziehung in Kindergärten und Grundschulen an, bei der wir landesweit federführend sind, und geht dann über mehrere Kinderfeuerwehren bis hin zur Jugendfeuerwehr.

Storf: Ja, das muss man klar sagen: Ohne Jugendfeuerwehr hätten wir ein Problem. Wir haben in Griesingen seit 2017 eine Jugendfeuerwehr und konnten seither bereits 13 junge Kameraden aus der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung übernehmen.

Eberhardt: Wenn man seine Sache gut macht, kann man aus einer Jugendfeuerwehr jedes Jahr ein bis zwei neue Kräfte in die Einsatzabteilung übernehmen. Wir haben in Beimerstetten bei 60 Aktiven mittlerweile 28 Jugendliche – sogar mehr Mädchen als Buben. Die Jugendfeuerwehr ist ganz klar ein Türöffner. Quereinsteiger, die erst im Erwachsenenleben zur Feuerwehr finden, haben wir dagegen eher selten.

Welche Rolle spielen die Kommunen bei der Nachwuchsgewinnung?

Storf: Ohne ein zeitgemäßes Feuerwehrhaus und moderne Ausrüstung bringt die beste Jugendarbeit nichts. Wenn man mit historischem Gerät in den Einsatz fahren und vor Ort auf die Nachbarwehr warten muss, lockt man niemanden vom Sofa.

Eberhardt: Eine leistungsstarke Feuerwehr kostet Geld, das ist ein Fakt. Da muss man froh sein, dass die meisten Bürgermeister in der Region da konsequent mitgehen.

Einst ging es vor allem um Brände, heute ist die Feuerwehr in nahezu allen Lebenslagen der Helfer in der Not. Was bedeutet das für den Alltag im Ehrenamt?

Eberhardt: Die Aufgaben nehmen zu, unsere Einsatzzahlen steigen seit Jahren. Ich beobachte eine zunehmende Vollkaskomentalität in der Bevölkerung. Wo sich früher Nachbarn gegenseitig geholfen haben, ruft man heute die Feuerwehr. Weil es gibt ja jemanden, der macht das, dann muss man sich selbst nicht kümmern. Heute retten wir Tauben von Dächern und Katzen vom Baum.

Storf: Auch die originären Feuerwehr-Aufgaben nehmen zu. Wir haben auf unserem neuen Löschfahrzeug jetzt erstmals Schere und Spreizer, um eingeklemmte Personen nach Verkehrsunfällen befreien zu können. Damit geht natürlich ein zusätzlicher Ausbildungsaufwand einher. Aber es motiviert die Mannschaft auch, zukünftig mehr machen und besser helfen zu können.

Was zeichnet den Kreisfeuerwehrverband aus?

Eberhardt: Unsere große Stärke ist unsere Vielfalt. Wir haben bei uns ganz unterschiedliche Städte und Gemeinden mit ganz unterschiedlichen Anforderungen. Da sind die Stadt Ulm mit ihren 128 000 Einwohnern und Ehingen mit 27 000, aber auch kleine Dörfer wie Börslingen mit 166 und Emeringen mit 155 Einwohnern. Hier hat jede Feuerwehr ihre eigenen Herausforderungen. Die einen haben einen uralten Tragkraftspritzenanhänger, die anderen einen Fuhrpark mit mehreren Dutzend Fahrzeugen und Spezialfahrzeugen. Und alle müssen irgendwie versuchen, eine attraktive Feuerwehr zu gestalten.

Storf: Wir sind aber auch vielfältig in dem, was wir können. Wir haben im Verband mehrere Spielmannszüge, eine Drohnenstaffel, eine Höhenrettungsgruppe, eine Rettungshundestaffel, die Notfallseelsorge und die Fahrzeugfreunde der Ulmer Feuerwehr, die unsere Historie lebendig halten. Bei uns gibt es ganz viele Rädchen im Getriebe und wirklich für jedes Interesse eine Aufgabe.

Viele Aktionen am Samstag

Die Leistungsfähigkeit der Feuerwehren in Ulm und dem Alb-Donau-Kreis soll im Rahmen eines Aktionstags am Samstag, 9. September, im Mittelpunkt stehen.

Aus den 56 Städten und Gemeinden des Kreisfeuerwehrverbands beteiligen sich Wehren aus 45 Kommunen daran – manche sogar mit Aktionen in mehreren Ortsteilen. Einen Überblick über die einzelnen Veranstaltungen gibt es unter www.kfv-alb-donau-ulm.de/termine/aktionstag-50-jahre-kfv .


 

error: Inhalt ist geschützt !!